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Hörerstreit

  • FR 04.07.2014 12:15 Uhr
    Brauchen wir Anonymtität im Internet?

    Am Dienstag hat der Bundesgerichtshof die Anonymität im Netz gestärkt: Wer auf einem Bewertungsportal anonym negative Erlebnisse schildert - zum Beispiel Bewertungen über ein Hotel, ein Restaurant, einen Arzt - der muss keine Angst haben, dass das Portal den vollständigen Namen herausgibt, damit der Kritisierte etwa Schadensersatzforderungen stellen kann.

    Dieses Urteil stärkt einerseits die Meinungsfreiheit im Internet: Müssten kritische Stimmen Angst vor einer Strafverfolgung haben, würde man auf Bewertungsportalen in Zukunft wohl nur noch Lobeshymnen finden. Und wer hat nicht schon auf Amazon ehrliche und hilfreiche Buchkritiken von anderen Usern gelesen, Erfahrungsberichte über ein Café in der Nachbarschaft, Bewertungen über einen Arzt, den man vielleicht zum ersten Mal aufsuchen möchte?

    Andererseits kann ein anonymes Bewertungsportal zum öffentlichen Pranger werden - einzelne Schmähberichte können ganze Existenzen ruinieren, und sie fallen immer dann besonders ins Gewicht, wenn insgesamt nur wenige Einzelbewertungen vorliegen. Das Gesetz bewertet den Schutz der Anonymität im Netz bisher noch höher als die Persönlichkeitsrechte der Geschädigten. Ist das richtig so? Oder müsste der Gesetzgeber Kritiker zwingen, zu dem Gesagten auch mit ihrem Namen zu stehen?

    Zu Gast im Studio war die Medien- und Netzaktivistin Anne Roth.